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  1. Reparatur eines Balkongeländers

Reparatur eines Balkongeländers

Balkongeländer durch Wind und Wetter marode – Wie kann man das reparieren?

Für das Haus meiner Eltern hatte ich vor über fünfzehn Jahren ein Balkongeländer aus Douglasienholz gemacht. Damals noch etwas unerfahren, hatte ich einen der Rahmen als das Holz knapp wurde in der Länge zusammengesetzt. Leider hatte ich nicht darauf geachtet, dass genau dieses Stück besonders stark dem Wetter ausgesetzt sein würde. An dieser Leimfuge war über die Jahre immer wieder Wasser eingedrungen, so dass das Holz verfault war. Da die übrigen Teile des Geländers noch völlig in Ordnung sind und alle Teile ohnehin einen neuen Anstrich bekommen sollen, ging es nun darum, das kaputte Teil zu reparieren.

In diesem Beitrag dokumentiere ich, wie ich vorgegangen bin. Viele Arbeitsschritte lassen sich auch auf andere Reparaturarbeiten übertragen. Wo es möglich war, habe ich bewusst einfache Werkzeuge verwendet, die fast jeder Heimwerker zur Verfügung hat. An einigen Stellen braucht man jedoch eine Tischkreissäge.

Begutachtung des Werkstücks

Das Balkongeländer-Modul ist ca. 190 cm lang und ca. 90 cm breit. Der obere Rahmen ist marode, er soll gegen einen neuen ausgetauscht werden.

 

Zunächste musste ich mir überlegen, welche Holzverbindungen ich lösen muss, um das kaputte Rahmenholz möglichst sauber demontieren zu können (nach so langer Zeit wusste ich nicht mehr so ganz genau, wie ich das Geländer aufgebaut hatte). Es zeigten sich drei Stellen, an denen das betreffende Rahmenholz mit dem Rest des Geländers verbunden war:

1. Eine Schlitz-Zapfen-Verbindung, die geleimt war.

2. Verdeckte Schrauben.

3. Nägel, die die einzelnen schrägen Bretter mit dem kaputten Rahmen verbinden.

 

Demontage des kaputten Bauteils

Nun ging es daran, diese Verbindungen nacheinander möglichst vorsichtig zu lösen, damit der Rest des Geländers nicht beschädigt wird. Als erstes bohrte ich die Abdeckung der Schrauben auf. Ich benutzte dazu einen billigen, alten 15 mm Forstnerbohrer, denn da man nicht weiß, wie tief die die Schrauben eingedreht wurden, kann man kaum verhindern, dass der Bohrer die Schraubenköpfe berührt und dadurch etwas Schaden nimmt. Anschließend waren die Schrauben sichtbar.

 

Es zeigte sich schnell, dass die Schrauben stark korrodiert waren und dass man den Antrieb (Pozidriv, „Kreuzschlitz“) nicht mehr gebrauchen konnte. Daher sägte ich einen Trennschnitt, um dann mit einem Stemmeisen das Holz um die Schrauben abtragen zu können. Dabei achtete ich darauf, nicht zu tief zu sägen, damit der Zapfen des angeleimten Holzes nicht beschädigt wird (den brauchte ich ja später noch für die Befestigung des neuen Rahmens).

 

Nun versuchte ich, die Schrauben mit einer Kombizange so zu fassen zu bekommen, dass ich sie ausdrehen konnte. Bei einer der Schrauben funktionierte das, die anderen drei saßen zu fest.

In so einem Fall kann man zunächst etwas rostlösendes Schmiermittel (z.B. WD 40) in das Schraubenloch einsprühen, was das Drehen evtl. erleichtert. Das hat bei mir aber auch nicht geklappt. Ich rutschte mit der Zange immer durch. Daher habe ich die runden Schraubenköpfe angefeilt, so dass sie zwei parallele Flächen hatten. Nun konnte ich mit der Wasserpumpenzange genug Kraft aufbringen, um die Schrauben langsam zu lösen. Dabei muss man allerdings aufpassen, dass man die Köpfe der Schrauben nicht abdreht („abschert“), sie also abreißen, während der Schaft noch stecken bleibt.

 

Nun waren die Schrauben entfernt und ich konnte an die nächste Verbindung gehen. Wiederum setzte ich verschiedene vorsichtige Trennschnitte, um das auszutauschende Teil zu „schwächen“, ohne den Rest des Bauteils zu beschädigen. Eine Konstruktion bekommt ihre Stabilität oft dadurch, dass sie an verschiedenen Stellen verbunden ist. Wenn man ein Teil an mehreren Stellen auftrennt, so dass insgesamt weniger Verbindungen vorhanden sind, kann man diese oft einzeln leichter lösen als wenn man alle zusammen lösen möchte.

 

Zwischendurch schlug ich mit einem alten Stemmeisen noch die Nägel ab, die in dem kaputten Rahmen steckten. Damit war das Mittelstück, das ich durch die Trennschnitte von den Seiten getrennt hatte, schon lose und konnte entfernt werden.

 

Dann ging es an der Leimverbindung weiter.

 

So löste ich nach und nach die einzelnen Teile und putzte die Leim- und Holzreste an den nun freiliegenden Zapfen sauber weg, so dass ich diese Flächen später wieder für die neue Verbindung nutzen konnte. Auch alle Reste von Nägeln etc. entfernte ich sorgfältig.

 

Vorbereitung des neu einzusetzenden Bauteils

Nun ging ich daran, das neue Rahmenholz vorzubereiten. Um das Balkongeländer zu stabilisieren, spannte ich zunächst ein Reststück mit Schraubzwingen daran fest. So konnte ich das Geländer gut handhaben, ohne dass es zu sehr wackelte oder gar kaputt ging.

 

Ich hatte bei einem Sägewerk in der Nähe ein Stück Douglasie bekommen, dass den gewünschten Maßen fast entsprach. Ich brauchte einen Querschnitte von 90 x 45 mm, das neue Holz hatte 100 x 48 mm. Die 10 mm in der Breite konnte ich später mit der Kreissäge wegschneiden. Für die 3 mm in der Dicke hätte ich eine Hobelmaschine gebraucht, die ich allerdings nicht habe. Daher beließ ich die Dicke, denn an einem Balkongeländer fällt das nur wenig auf und die 3 mm können ja auf zwei Seiten aufgeteilt werden, so dass das neue Holz auf jeder Seite ca. 1,5 mm über die bisherige Oberfläche übersteht. Das ist verkraftbar.

Ich musste nun eine Nut in das Holz sägen, in der der Zapfen der Seitenteile sowie die schrägen Bretter stecken würden. Ich benutzte ein Stück des alten Rahmenholzes, um die Säge exakt einzustellen. Danach machte ich mehrere Schnitte direkt nebeneinander, bis die Breite der Nut dem bisherigen Bauteil entsprach. All das probierte ich zunächst an einem Teststück aus.

 

Der Test am Geländer zeigte, dass meine Nut etwas zu flach und etwas zu breit war. Das konnte ich also noch korrigieren, bevor ich die Schnitte am richtigen Werkstück durchführte.

 

Da ich längs zu den Holzfasern sägte, benutzte ich ein Längsschnitt-Blatt mit großem Abstand zwischen den Sägezähnen.

 

Am Grund der Nut bleiben mit dieser Methode in der Regel kleine Grate stehen, die man mit dem Stemmeisen ausputzen kann.

Nun sägte ich das neue Rahmenholz noch auf die 90 mm Breite und konnte es dann testweise montieren.

In der Regel muss man noch hier und da einige Kleinigkeiten anpassen, bis die Holzverbindungen exakt sind und die Fugen dicht werden. Das sollte man auf jeden Fall ein Mal „trocken“ (also ohne Leim) tun, damit man beim Verleimen keine Überraschungen erlebt, weil etwas nicht genau passt.

 

Vor dem Verleimen bearbeitete ich noch alle Kanten mit einer Fase (Abschrägung). Das dient zum einen dazu, dass man keine scharfen Kanten hat, an denen man sich verletzen könnte. Zum anderen bleibt auf scharfen Kanten fast keine Farbe haften, die ja u.a. dem Holzschutz dient. Daher wären die Kanten eine Angriffsfläche für Verwitterung. Wenn die Kanten abgeschrägt oder gerundet sind, besteht dieses Problem nicht so stark oder (bei einer Rundung) gar nicht. Das Fasen ist also auch eine Form von konstruktivem Holzschutz.

Ich faste die Kanten mit der Oberfräse und dem Hobel, das kann man aber auch einfach mit Schleifpapier oder einer Feile tun.

 

Verleimen

Nachdem alles vorbereitet war, konnte ich das neue Rahmenholz einleimen. Da das Werkstück im Außenbereich montiert wird und der direkten Witterung ausgesetzt ist, verwendete ich wasserfesten Leim (D4, Näheres zu Leimklassen). Beim Verleimen darf der Leim ruhig aus den Fugen quellen. Das kann man mit einem feuchten Tuch abwischen und sorgt dafür, dass die Leimfuge wirklich dicht und ganz mit Leim gefüllt ist, so dass kein Wasser eindringen kann.

 

Verstärken der Leimverbindung mit Schrauben

Auch das neue Rahmenholz sicherte ich zusätzlich zur Leimverbindung mit zwei Schrauben 6 x 120. Ich bohrte mit dem 15 mm Forstnerbohrer jeweils zwei Löcher und jeweils in der Mitte jedes Lochs mit dem 3 mm Bohrer ein Führungsloch für die Schraube. Die Schrauben wurden eingedreht und die Löcher dann wieder mit Konusplättchen und reichlich Leim verschlossen.

 

Abschließend konnte ich die überstehenden Konusplättchen glatt hobeln (das kann man auch wieder mit Schleifpapier machen, wenn man keinen Hobel hat). Ich habe nur Konusplättchen aus Fichte bekommen während das Rahmenholz ja auch Douglasie ist. Da das ganze Teil aber deckend gestrichen wird, ist das kein großes Problem. Douglasie ist wesentlich witterungsbeständiger als Fichte, aber da es sich hier nur um kleine Flächen handelt, ist auch das nicht weiter problematisch. Die Fichte-Konusplättchen am alten Rahmen waren nach über fünfzehn Jahren noch einwandfrei.

Außerdem fixierte ich noch die schrägen Bretter des Geländers mit jeweils einer kleinen Schraube (3 x 30). Diese ersetzen die Nägel, die ich zuvor entfernt hatte.

Abschlussarbeiten

Die teilweise noch überstehenden Kanten oder unpassenden Übergänge habe ich nun noch etwas nachgeschliffen, so dass das neue Rahmenholz möglichst gut zum bisherigen Geländer passt.

Das Geländer wird nun komplett neu gestrichen. Anschließend wird man kaum noch sehen, dass hier ein Rahmen ausgetauscht wurde und das Geländer kann problemlos noch viele Jahre halten.

 

 

Andreas Kalt ist Lehrer. In seiner Freizeit arbeitet er gerne mit Holz und schreibt auf seinem Blog „Holzhandwerk“ darüber. Viele Projekte dokumentiert er auch in Form von Videos auf seinem YouTube-Kanal. Zu Bildungsthemen bloggt er unter rete-mirabile.net. Seine Unterrichtsmaterialien stellt er unter herr-kalt.de zur Verfügung.

 

Folgende Werkzeuge fanden bei diesem Projekt Verwendung / können hierfür verwendet werden:


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